In nur 9 Monaten 1 Milliarde US Dollar wert und in den letzten Wochen in aller Munde – oder besser gesagt Ohren: Die neue Social Media App „Clubhouse“. Was kann die App jedoch wirklich? Wie funktioniert sie und wie kann man diese als Kommunikationstool im eigenen Marketing-Mix anwenden? Unsere Mitarbeiterin Katharina Weins hat die App für uns genauer unter die Lupe genommen.
Was ist Clubhouse?
Clubhouse ist eine sogenannte Audio-Only-App, die es bereits seit 2020 in den USA gibt und in den letzten Wochen bei uns einen grossen Hype erlebt. Man kann sich die App wie einen interaktiven Podcast vorstellen: Es gibt Diskussionsräume, in denen live über bestimmte Themen gesprochen wird und jeder, der ein eigenes Profil hat, kann an den Diskussionen teilnehmen. Die Verweildauer der einzelnen Personen auf der App ist derzeit sehr hoch – teils sieben bis acht Stunden pro Tag. Die gegenwärtige Corona-Situation wird vermutlich ihren Teil dazu beitragen. Jedoch lebt die App auch vom FOMO Prinzip: Die Angst etwas zu verpassen. Die Talks auf der App finden live statt und werden nicht aufgezeichnet, was diesem Prinzip zu Gute kommt, da man hier etwas verpassen könnte, sobald man abschaltet.
Das alleine erklärt jedoch noch lange nicht den grossen Hype um Clubhouse. Die App hat tatsächlich einiges zu bieten. Der grosse Teil der Clubhouse Nutzer besteht aus Experten zu verschiedensten Themengebieten und einem nicht zu verachtenden Anteil an Prominenz sowie Medienschaffenden und Journalisten. Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn man in der App plötzlich mit Oprah Winfrey oder Elon Musk ins Gespräch kommt. Somit werden in kürzester Zeit und top aktuell Informationen und Inhalte mit grossem Mehrwert herausgegeben. Kein Wunder, dass die Nachfrage so gross ist. Berichten zufolge möchte sich Clubhouse diese Exklusivität erhalten. Denn derzeit ist ein Zugang nur mittels iPhone und nur per Invite möglich. Die Android Version ist bereits in Entwicklung. Der Zugang per Invite soll aufrechterhalten bleiben.
Wie funktioniert Clubhouse?
Die App ist so aufgebaut, dass sie von Diskussionsräumen lebt, die jeder Nutzer selbständig anlegen kann. Diese können vorausgeplant oder aber sofort geschaltet werden. Die Räume können sowohl öffentlich, privat oder nur für einen bestimmten Personenkreis freigeschaltet werden. Die Diskussionsräume selbst sind der Reihe nach in vier verschiedene Bereiche unterteilt:
- Moderatoren
- Speaker
- Followed by the speakers
- Others in the room
Im oberen Bereich findet man direkt die Moderatoren, gefolgt von der Speaker-Bühne und darunter die anderen Bereiche. Jede Person, die sich auf der „Bühne“ befindet, kann an der Diskussion teilnehmen. Wer sich aus den unteren Bereichen am Gespräch beteiligen möchte, muss dafür ein einfaches Hand Icon betätigen und auf die Freischaltung zum Sprechen von den Moderatoren warten. Die Moderatoren haben die Möglichkeit die Speaker zurück in die Audience zu senden oder auch stumm zu schalten.
Beobachtungen nach ist Clubhouse eine der ersten Apps, die einen derart interaktiven Austausch live und ich Echtzeit ermöglicht – von überall aus und mit Personen, die man so zuvor vielleicht nicht hätte sprechen können. Man trifft sich mit Gleichgesinnten und kann spannenden Talks folgen. Ablenkungsmöglichkeiten bietet die App nur wenige, denn es gibt weder eine Kommentar- oder Like-Funktion, noch eine Möglichkeit für Videoaufnahmen oder zum Posten von anderen Inhalten. Der Fokus liegt auf dem gesprochenen Wort, Wissenstransfer in Echtzeit sowie interkulturellem und globalem Austausch zu jeder Zeit und an jedem Ort. Auch bietet Clubhouse den Nutzern nicht die Möglichkeit an, direkt Nachrichten über die App zu versenden. Im eigenen Profil kann man Instagram und Twitter verbinden sowie eine längere Profilbeschreibung hinzufügen. Der Austausch per Nachricht funktioniert bei den meisten Nutzern somit derzeit noch über Instagram.

Wie kann man Clubhouse für die eigene Unternehmenskommunikation nutzen?
Wer sich mit dem eigenen Unternehmen auf Clubhouse positionieren möchte, sollte veraltete Werbewege vergessen. Das wird nicht funktionieren. Man sollte drei wichtige Faktoren beachten, bevor man dort als Experte/Expertin oder Unternehmen auftritt:
- Authentizität
- Mehrwert
- Connections
Authentische Geschichten sind die besten Geschichten. Daher ist es ratsam, Themen zu wählen, welche die Menschen bewegen und ihnen einen Mehrwert bieten. Was kann ich der Community geben? Welche Inhalte könnten spannend sein? Welche Geschichte steckt hinter meinem Unternehmen/meiner Vision/meinen Produkten? Warum mache ich das, was ich mache und was bewegt mich dazu? Solche Fragestellungen können bei der Planung und beim Aufbau eines eigenen Talks in Clubhouse helfen. Daneben ist es auch wichtig, echte Connections zu schliessen. Sich die Menschen anzuschauen, welche sich die Talks anhören. Man kann sich das wie ein Netzwerkevent in der offline Welt vorstellen: Man stellt sich vor, unterhält sich zu gewissen Themen und vernetzt sich danach – hier nur mit digitaler Visitenkarte über Instagram oder Twitter.
Sowieso zeigt Clubhouse viele Parallelen zu unserer analogen Welt: Wo man sich früher im Museum über Kunst unterhalten oder in der Bar bei einem Martini einen entspannten Plausch gehalten hat, findet all das jetzt auf Clubhouse statt.
Nicht zuletzt ist die App eine unglaublich grosse Inspirationsquelle für eigene Projekte. Als Beispiel: Eine Problemstellung, für deren Lösung man gewöhnlich mehrere Tage oder Stunden benötigt hätte, kann sich mit einer Frage in einer Expertenrunde in Clubhouse in Sekundenschnelle auflösen.
Auch wenn sich die Meinungen diverser Marketing- und Medienexperten scheiden: Setzt sich die App durch, wird sich unsere Social Media Welt, wie wir sie bisher kannten, drastisch verändern. Vielleicht sehen, nein, hören wir uns ja bald auf Clubhouse.
Wenn ihr noch mehr über Clubhouse sowie Tipps und Tricks auch in Bezug auf das Thema Datenschutz erfahren möchten, hört euch am besten die passende Folge in unserem Podcasts StoryRadar an, in der wir noch intensiver auf die App eingehen.
