Am 26. August ist Women’s Equality Day. In diesem Zusammenhang sind Gleichberechtigung und Female Leadership wichtige Themen. Auch wir setzen uns für Female Empowerment ein und haben in unserer Kundin Natalya Lopareva, CEO von ARHUB, eine inspirierende Person gefunden, die sich mit eisernem Willen in einer Männerdomäne durchgesetzt hat.
Im Interview erzählt sie uns, wie sie als Legasthenikerin programmieren lernte, wieso der Kauf eines Computers für sie Ansporn für eine Revolution war und was ein Segeltörn mit ihrer Unternehmensgründung zu tun hat.
Natalya Lopareva, wollten Sie schon immer Unternehmerin werden?
Ich war schon immer neugierig und hatte grosse Träume. Ständig suchte ich nach Möglichkeiten, etwas Neues zu erschaffen. Ich malte, spielte Geige und Schach, schrieb Musik und trieb alle möglichen Sportarten. Was ich bereits wusste, war mir nie genug, ich habe immer wieder nach dem “Warum” gefragt. Dass ich Unternehmerin geworden bin, ist also nicht wirklich überraschend.
Welche Erlebnisse in jungen Jahren haben Sie fürs Leben geformt?
In der Schule war mein Hauptfach Mathematik. Ich war Legasthenikerin, was bedeutete, dass ich mich doppelt anstrengen musste. Oft blieb ich bis spät in die Nacht auf, um die Kapitel, die am nächsten Tag unterrichtet wurden, vorab zu lesen. Schliesslich war ich die Jüngste, die bereits mit 16 Jahren die Schule abschloss. An der Universität wählte ich Volkswirtschaft als Hauptfach, um zu lernen, wie man ein Unternehmen führt. Wir mussten Aufsätze mit Hilfe von Computern schreiben, aber die waren teuer und standen mir nur in den Bibliotheken zur Verfügung. Natürlich wäre ich um einiges effizienter gewesen, wenn ich zu Hause einen eigenen Computer gehabt hätte. Da zu dieser Zeit viele Unternehmen ins Digitale wechselten und Logos und einfache Webdesigns brauchten, schlich ich mich in die Bibliothek, um diese für sie zu gestalten. Diese Projekte waren mein erstes Geschäft. Nach einem Monat waren wir ein dreiköpfiges Team und drei Monate später konnte ich mir einen eigenen Computer leisten. Da wurde mir klar, dass ich eigentlich gar keinen Computer wollte, ich wollte etwas Bedeutsames erschaffen.
Wie sah Ihr Einstieg in die Unternehmenswelt aus?
Nach meinem Abschluss an der University of Bristol landete ich in tollen Teams bei schnell wachsenden Start-ups im Bereich der drahtlosen Breitband-Telekommunikation. Wir wuchsen rasant und haben gelernt, wie man schnell skaliert, wir hatten ein grossartiges Team. Ich werde nie den Tag vergessen, an dem Ericsson sein Bluetooth-Mobiltelefon, das T36, vorstellte. Das war im Jahr 2000. Plötzlich konnten Geräte drahtlos miteinander kommunizieren. Heute denken wir nicht mehr gross darüber nach, aber an diesem Tag war das ein Durchbruch. In diesem Moment wusste ich, dass die Technologie die Art und Weise wie wir leben, immer schneller verändern wird, und ich wollte daran teilhaben. Aber meine ersten Erfahrungen in einem Start-up endeten mit Konkurs. Ich war sehr jung, und zu erleben, wie zwei Unternehmen nacheinander scheiterten, war eine wichtige Lektion für mich.

Wo haben Sie weitere Lektionen fürs Leben gelernt?
Ich stieg in ein Bergbauunternehmen ein, wo ich zum Vertriebsprofi aufstieg und viel riskierte, um das Unternehmen zu skalieren. Mit der Industrialisierung von China und der Verlagerung der Angebotsnachfrage vom Westen zum Osten fand ein Paradigmenwechsel statt: Die traditionelle Industrie wurde zu einem extrem dynamischen Umfeld, alles veränderte sich. Damals war ich als Verkäuferin in einer Männerdomäne tätig, ich leitete grosse Teams und arbeitete mit den unterschiedlichsten Ländern. Das hat mich geformt. Heute weiss ich, dass ich die Landessprache sprechen muss, um die Kultur und die Menschen zu verstehen und wertzuschätzen. Deshalb spreche ich sechs Sprachen.
Wie kamen Sie dazu, Ihre Passion der Sicherheitstechnologie zu widmen?
Man kann nicht ändern, wer man ist. Und ich bin nun mal ein Geek. Auch das Wohlergehen der Menschen lag mir schon immer am Herzen. Dieser Schock und Schmerz, den man erlebt, wenn man Opfer eines Einbruchs wird und die Auswirkungen, die dieses Erlebnis auf ein Leben haben kann ‒ ich konnte einfach nicht verstehen, warum wir laufend Sensoren herstellen, die Bewegungen im Haus aufzeichnen, aber nicht verhindern, dass überhaupt in ein Gebäude eingebrochen wird, um die Menschen vor einem Trauma zu schützen. Auch neu entwickelte Sicherheitsprodukte basieren noch immer auf veralteter Technologie aus den Achtziger Jahren. Die Branche brauchte eine drastische Veränderung und diese musste im Kern der Technologie stattfinden, um sicherzustellen, dass ein Umdenken stattfindet und der Mensch ins Zentrum gerückt wird.
Sie setzten sich also gleich zum Ziel, die Branche zu verändern?
Es passierte eher Schritt für Schritt. Etwa zur gleichen Zeit schloss ich mich der Crew des Clipper Round the World Yacht Race an, um den Pazifik zu überqueren. Wir starteten in Qingdao mit Kurs auf San Francisco und wir dachten, dass wir das Ziel schon irgendwie erreichen würden. Aber wir unterschätzen die Kraft des Ozeans. Wenn man inmitten von 20 Meter hohen Wellen die Koje verlassen muss, wird einem klar, dass man nicht einfach “Das war’s, ich höre auf” sagen, oder die Augen schliessen kann, in der Hoffnung, dass morgen alles besser wird. Man merkt, wie unbedeutend das eigene Leben ist, und dass jedes Besatzungsmitglied wichtig ist, um es bis ins Ziel zu schaffen. Diese Erfahrung lehrte mich die Wichtigkeit von Teamwork und guter Führung. Wenn ich heute ein neues Teammitglied einstelle, stelle ich mir die Frage: Will ich mit dir den Ozean überqueren? Als wir am Golden Gate in San Francisco anlegten, wusste ich, dass ich der Herausforderung gewachsen war. So kehrte ich der Geschäftswelt den Rücken und ging zurück ans Zeichenbrett. Ich war auf einer Mission, denn ich wusste, dass es zu früh für eine Suche nach Finanzierung war: Ich hatte weder das Team noch Erfahrung mit der Markteinführung von Produkten. Also habe ich in mich selbst investiert.
Wo fängt man an, wenn man eine komplett neue Technologie entwickeln will?
Wir haben nicht bei Null angefangen. Es gab ein kleines Unternehmen in Etoy, das ein Sicherheitssystem mit Geräuscherkennung einsetzte, das ursprünglich für militärische Zwecke gedacht war. Diese Technologie hatte sich bereits bewährt, denn sie wurde in vielen Haushalten in der Schweiz installiert und eingesetzt. Ich fand das grossartig und so kam es zur Geburtsstunde von ARHUB. Auf der Suche nach Programmierern wurde mir schnell bewusst, dass ich selbst programmieren lernen musste, um die richtigen Fragen stellen zu können. Natürlich haben wir das bereits bestehende Produkt nicht einfach kopiert, wir haben ein Neues geschaffen. Obwohl ich so oft gehört habe, dass mein Vorhaben unmöglich sei und wir uns die Zähne ausbeissen würden, lancierten wir im Jahr 2016 ARHUB.

Wie brachten Sie das Produkt auf den Markt?
Während der Entwicklungsphase schrieb ich immer wieder Briefe an potenzielle Kunden, erklärte den Entwicklungsprozess und berichtete über Herausforderungen. Diese Empfänger wurden unsere ersten Kunden. Einige haben für das Produkt sogar bereits bezahlt, bevor es auf den Markt kam und machten uns so den richtigen, positiven Druck für den Endspurt. Noch heute stehe ich mit einigen von ihnen in Kontakt ,denn sie waren unsere ersten ARHUB-Nutzer und konnten uns viel über ihre User Experience verraten.
Heute ist die Vision von ARHUB mehr als nur Prävention. Wir betreiben auch private Server, um die Daten unserer Kunden zu schützen. Die Quintessenz von ARHUB ist die Revolutionierung des Sicherheitsbranche durch den Einsatz neuester Technologien, die verhindern, dass dem Menschen und seinem Hab und Gut überhaupt etwas passiert.
Wie erleben Sie es, eine weibliche Unternehmerin zu sein?
Ich habe eigentlich nie viel darüber nachgedacht, wie es ist, eine weibliche Unternehmerin zu sein. Ich schätze, ich bin von Natur aus ehrgeizig und liebte es, mit den Jungs zu konkurrieren. Mir wurde irgendwann klar, dass ich einen Vorteil hatte: Die Leute wussten, wer ich war, denn ich war anders als alle anderen. Das überträgt sich nun auf ARHUB. In Kombination mit meinem Fokus auf den Menschen gibt mir dies eine einmalige Perspektive auf den Markt und die Produktgestaltung.
Aktuell sind wir dabei, ein vielseitiges Unternehmen aufzubauen und neuartige Produkte zu entwickeln, an die wir glauben. Wir sind alle Teil dieses Abenteuers und ich ermutige Frauen, sich für Technologieunternehmen zu bewerben. Denn zurzeit sehe ich noch nicht viele solche Bewerbungen. Laut Harvard Business Review gingen im letzten Jahr nur 2,3 Prozent der Finanzmittel an von Frauen geführte Start-ups, obwohl sie um 12 Prozent besser am Markt performen. Wenn alle Unternehmen bei der Finanzierung gleichberechtigt würden, was würden wir dann alles erreichen können?
Sprechen wir über die Zukunft: Was steht bei ARHUB als nächstes an?
Unsere Mission ist es, die Sicherheit als Dienstleistung für den Menschen neu zu definieren. Unsere Produkt-Roadmap ist voll und ganz darauf ausgerichtet, das Sicherheitsniveau und das Wohlbefinden unserer Kunden zu erhöhen. In den nächsten fünf Jahren wird das ARHUB-Ökosystem den präventiven, physischen Schutz und den Schutz von Daten in einer einzigen Lösung zusammenführen, mit dem Ziel, sämtliche Bedrohungspotenziale um 95 Prozent zu reduzieren.
ARHUB ist ein preisgekröntes Schweizer Technologieunternehmen, das sich auf die Entwicklung der nächsten Generation von Smart-Home-Sicherheitslösungen spezialisiert hat. Ein ARHUB-Sensor kann ein ganzes Gebäude überwachen und die Geräusche eines potenziellen Einbruchs erkennen, bevor er überhaupt passiert. Neben einer einzigartigen Kombination aus Audioüberwachung, digitaler Überwachung und sicherer Datenspeicherung werden ARHUB-Systeme weltweit eingesetzt, wobei heute bereits über 16.000 Systeme im Einsatz sind. www.arhub.swiss
Das ARHUB Alarmsystem ist bei diversen Fachhändlern schweizweit erhältlich. Das komplette Alarmsystem für das gesamte Haus gibt es bereits ab CHF 3500.