Im Internet verbreiten sich Fake News wie ein Lauffeuer. Nur selten werden die Inhalte vor dem Teilen oder Weiterleiten kritisch hinterfragt – und können so plötzlich ganze öffentliche Diskurse steuern. Welche Gefahren stellen Falschinformationen für Unternehmen dar und wie können wir uns gegen Desinformation wappnen? Wir stellen einem Experten fünf Fragen zum Thema Fake News.
1. Was sind Fake News?
Fake News – zu deutsch Falschmeldungen – sind mit Absicht verbreitete Falschinformationen oder unvollständige Informationen. Die Unterscheidung zwischen unwissentlich fehlerhafter Berichterstattung und absichtlich verbreiteter Täuschung ist zentral, so Florian Klaus ist Head of International Business Development bei pressrelations: “Misinformation passiert meist aus einer Unwissenheit heraus, dass man zum Beispiel eine Jahreszahl verdreht. Aber wenn etwas absichtlich verbreitet wird, mit dem Ziel, irgendjemandem zu schaden, einem Unternehmen, einer Nation oder einer Person, dann sprechen wir von Desinformation, also Fake News”.
2. Wo findet man Fake News?
Spätestens seit Trumps Wahlkampf in den USA ist der Begriff “Fake News” einer breiten Bevölkerung bekannt. Es ist nicht verwunderlich, dass Fake News in der Politik zur beliebten – und gefährlichen – Waffe geworden sind. Aber systematische Desinformation findet auch in anderen Branchen statt, um einem Konkurrenten zu schaden. “Man geht da subtiler vor und behauptet keine Lügen, die sofort widerlegbar wären, sondern man streut zum Beispiel Gerüchte über Inhaltsstoffe oder Zulieferer, damit die Lieferkette nicht mehr transparent ist. Das Ziel hier ist, Verbraucher zu verunsichern oder potenzielle Kooperationspartner abzuschrecken”, so Florian Klaus.
Fake News kommen also nicht nur in Form von abstrusen Verschwörungstheorien daher, sondern können zum Beispiel auch falsche Produktinformationen umfassen oder ganz clever in Newsmeldungen gestreut werden.
3. Wie erkennt man Fake News?
Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr in einem Newsportal scrollt und einfach nicht sicher seid, wie vertrauenswürdig diese Seite ist? Gemäss Florian Klaus erkennt man Fake News oder Desinformation in journalistischen Erzeugnissen an folgenden Merkmalen:
- Im Text finden sich viele wertende Adjektive.
- Bei Nicht-vertrauenswürdigen Medien verschwimmen Nachricht und Meinung ganz oft. Die Meinung des Autors wird sichtbar, der Bericht ist aber nicht als Meinung gekennzeichnet (oder als Glosse).
- Es wird mit vielen bildlichen Begriffen gearbeitet (die meistens eine Färbung haben).
- Alliterationen, die im objektiven Journalismus nicht gebräuchlich sind, tauchen auf (z.B. Migranten-Merkel).
- Es gibt keine Verweise auf externe Quellen, die Fakten belegen. Oder (noch perfider): Es werden Quellen angegeben, die nichts mit den beschriebenen Darstellungen zu tun haben. “Viele Leser:innen klicken keine Links an, also können Autoren problemlos widersprüchliche Quellen verlinken”, so Florian Klaus.
4. Welche Unternehmen sind eher von Desinformation betroffen?
Es stimmt: Desinformation betrifft eher Grossunternehmen, also Konzerne, statt kleinere, lokale Unternehmen. Und nicht jeder Sektor ist gleichermassen von Desinformation betroffen: Neben Politik und NGOs werden besonders die Pharmaindustrie und Healthcare (Stichwort Wunderpille), aber auch Banken und die Finanzbranche sowie die Energiewirtschaft Opfer von systematischen Falschinformationen, so Florian Klaus. Schwer vorstellbar, aber wahr: Heute gibt es Firmen, welche die systematische Verbreitung von Falschinformationen über Konkurrenten anbieten. Das Phänomen wird “Disinformation-as-a-Service” genannt.
5. Was kann man gegen Falschmeldungen unternehmen?
Es kann durchaus sein, dass sich ein Unternehmen plötzlich in der Situation wiederfindet, dass manipulative Fake News über die Marke verbreitet werden. In diesem Falle sei eines ganz wichtig, sagt Florian Klaus: “Ruhe bewahren.” Das Unternehmen soll zwar direkt überlegen, wie es kommunikativ reagieren kann und welche Gegenbeweise oder Richtigstellungen es anbieten kann. Aber er rät davon ab, sofort aktiv zu werden: “Oft entsteht ein Narrativ, das in einem kleinen Echoraum bleibt und gar nicht den Weg in die News findet – die breite Masse bekommt gar nichts davon mit.” Der Reputationsschaden könnte aber umso höher ausfallen, wenn mit einer voreiligen Stellungnahme zu viel Scheinwerferlicht auf eine Unterstellung fällt und Zweifler auf den Plan gerufen werden. Am besten mit kühlem Kopf die Verbreitung der Meldung beobachten, bevor man proaktiv gegen das Gerücht vorgeht.
Dich interessiert das ganze Gespräch mit Florian Klaus? Dann hör dir jetzt unsere StoryRadar-Podcastepisode mit ihm an: