Storytelling ist in aller Munde – kaum eine PR- oder Marketingstrategie kommt ohne aus. Storytellerin Sandra Casalini erklärt, dass Storytelling überhaupt nichts Kompliziertes sein muss. Im Gegenteil: Es funktioniert genau so, wie wenn man einem Kind eine Gutenachtgeschichte erzählt. Auch das funktioniert nach gewissen Regeln. Nummer eins: Das Kind braucht einen Grund, um mir zuzuhören. Nummer zwei: Ich muss den richtigen Zeitpunkt erwischen. Die Geschichte muss im Hier und Jetzt relevant sein. Nummer drei: Ich brauche einen roten Faden. Und ich muss mich aufs Wesentliche konzentrieren. Weniger ist oft mehr. Kommen wir zu Nummer vier:
Eine Geschichte braucht einen – oder mehrere – Heldinnen oder Helden. Dabei ist es gar nicht so wichtig, dass diese sich im gängigen Sinn heldenhaft verhalten. Viel wichtiger ist, dass das Kind sich mit ihnen identifizieren kann. Dass das gar nicht immer so offensichtlich sein muss, sieht man in vielen Kinderbüchern, in denen Tiere die Helden sind. Ein Kind kann durchaus nachfühlen, dass es für das ängstliche Häschen eine Herausforderung ist, seine Höhle zu verlassen. Dabei versetzt sich das Kind im Laufe der Geschichte immer mehr in das Häschen hinein. Das bedeutet: Der Held muss zur Geschichte passen. Und: Held und Geschichte funktionieren nur gemeinsam. Dem Kind zu sagen: „Schau, hier, schüchternes Häschen. Gute Nacht“, wäre eine ziemlich magere Gutenachtgeschichte.
Will heissen: Ein Held ohne Geschichte funktioniert NIE! Ein Gesicht ist keine Geschichte. Egal, wie prominent dieses Gesicht ist. Ich habe sehr, sehr viele Unternehmen gesehen, die sehr, sehr viel Geld gespart hätten, wenn sie sich eine gute Storyline ausgedacht hätten, bevor sie teure prominente Namen für ihre Zwecke engagierten. Und danach enttäuscht waren, weil „der Promi nicht funktioniert hat“. Wenn das passiert, ist es in den allerseltensten Fällen der Held, der nicht funktioniert. Sondern die – fehlende – Geschichte.
Die ganz grossen Gefühle
Nummer fünf: Emotionen, Emotionen, Emotionen! Das Kind, das sich abends in die Kissen kuschelt, will nicht sein Hirn „anwerfen“ müssen, um intellektuell von der Geschichte profitieren zu können. Es will im Herzen und im Bauch getroffen werden. Dabei ist jede Art von Gefühlen erlaubt. Es darf auch mal ein bisschen wehtun. Gerade das Kind, das sich dank des Häschens mit seiner eigenen Zurückhaltung konfrontiert sieht, wird am besten zuhören.
Dabei muss nicht jede Storyline die ganz grossen Gefühle auslösen. Das passiert relativ selten. Aber Emotionen sind feine Geschöpfe, und es gibt sie in unzähligen Schattierungen. Wenn du zum Beispiel liest, dass ein Skigebiet – eine FBC-Kundin – eine „Safe-Selfie-Station“ aufgestellt hat, weil die Suva gerade bekannt gegeben hat, dass viele Skiunfälle passieren, weil die Leute mitten auf der Piste Selfies schiessen – fühlst du dich ein bisschen ertappt? Das reicht schon, damit die Story bei dir hängen bleibt.
Und was kommt als nächstes? Das verrät Sandra Casalini im vierten Teil ihres Blogs.
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Über Sandra Casalini:
Sandra Casalini arbeitet seit über zwanzig Jahren in den Medien und hat sich in dieser Zeit nicht nur einen Ruf als exzellente Texterin aufgebaut, sondern auch ein beeindruckendes Netzwerk. Vor ein paar Jahren wagte sie den Schritt in die PR und kennt so das Business von beiden Seiten. Heute schreibt sie regelmässig für Magazine wie die Schweizer Illustrierte, das Elternmagazin Fritz und Fränzi oder das Hochgebirgs-Magazin Bergwelten. Ausserdem berät sie Kunden wie das Race for Life oder Ferris Bühler Communications in Sachen Storytelling. Sie ist Co-Referentin im beliebten PR-Seminar von Ferris Bühler, welches mehrmals jährlich stattfindet.